Masterplan Handwerk 2030: Handlungsfeld 5Nachhaltigkeit und Klimaschutz
Ziele
1. Handwerk im Rahmen seiner Entwicklung hin zu einem nachhaltigen, insbesondere klimaneutralen Betrieb begleiten und fördern
Das Hamburger Handwerk befindet sich seit langem auf dem Weg zu einem nachhaltigen Wirtschaften, einschließlich umfassender Beiträge zum Klimaschutz. Nachhaltigkeit wird in vielen Handwerksbetrieben täglich vielfach gelebt – mit dem Ziel, die Schonung der Umwelt, die soziale Verantwortung und den wirtschaftlichen Erfolg in Einklang zu bringen. Mit den wachsenden Herausforderungen des Klimawandels steigen die Anforderungen: Die Entwicklung hin zu einem klimaneutralen Wirtschaften erfordert für viele Gewerke gezielte Unterstützung und einen förderlichen ordnungspolitischen Rahmen. Der Klimaplan der Freien und Hansestadt Hamburg stellt auch für die Handwerkspolitik des Senats den maßgeblichen klimapolitischen Rahmen dar. Vor diesem Hintergrund wollen Kammer und Senat das Handwerk im Rahmen seiner Entwicklung hin zum nachhaltigen, insbesondere klimaneutralen Betrieb begleiten und fördern. Unter „klimaneutralem Betrieb“ verstehen wir die Reduktion der Treibhausgasemissionen auf ein Niveau, das keine Auswirkungen auf das Klima hervorruft. Kammer und Senat sind der Ansicht, dass diese Entwicklung nicht automatisch oder allein durch Marktmechanismen ausreichend schnell erfolgen kann. Die Förderung der Energieeffizienz soll dabei eine besondere Rolle spielen. Sollte von politischer Seite in den kommenden Jahren eine Festlegung von Energieeffizienzzielen erfolgen, so sollten diese pragmatisch definiert werden und die Ergebnisse der betrieblichen Nutzung des gemeinsam von der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz und der Handwerksorganisation entwickelten Webportals E-Tool berücksichtigen (www.energie-tool.de). Insbesondere im Bereich der kleineren und mittleren Unternehmen unter 50 Beschäftigten sollten Vorgaben zur Berichterstattung über betriebliche Nachhaltigkeit immer unter Berücksichtigung der begrenzten administrativen Kapazitäten und mit Augenmaß konzipiert werden.
2. Deutliche Erhöhung des Marktangebots im Bereich der für den Klimaschutz erforderlichen, handwerklichen Dienstleistungen
Das Ziel des klimaneutralen Wirtschaftens setzt in zahlreichen Bereichen (Gebäude, Energieeffizienz, schadstoffarme Fahrzeuge) Investitionen und technische Anpassungen voraus, für welche Arbeitseinsätze und Kompetenzen des Handwerks unerlässlich sind. Auf dem Weg zu einer klimaneutralen Wirtschaft und Gesellschaft spielt deswegen das Handwerk für die Konzeption und Umsetzung von Maßnahmen eine Schlüsselrolle – das gilt insbesondere für die Maßnahmen zum Klimaschutz im Rahmen der Transformationspfade des Hamburger Klimaplans. Die entsprechenden Handwerksberufe werden aber ohne konzertierte Aktionen absehbar die steigende Nachfrage aufgrund von Personalengpässen nicht bedienen können. Aus diesem Grund streben Senat und Kammer eine deutliche Erhöhung und fortlaufende Erweiterung des Marktangebots im Bereich der für den Klimaschutz erforderlichen, handwerklichen Dienstleistungen an. Dieses gesteigerte Angebot ist eine wichtige Vorbedingung für die Erhöhung der Sanierungsquote im Gebäudebereich und für den Übergang zu einer schadstoffarmen, klimafreundlichen Mobilität. Hierfür sollen insbesondere die Ausbildungszahlen in den wichtigsten Berufsgruppen erhöht und beobachtet werden, inwiefern sich daraus positive Effekte auf eine künftige Sanierungsquote ableiten lassen.
Maßnahmen
Bezieht sich auf welche(s) Ziel(e)?
1. Handwerk im Rahmen seiner Entwicklung hin zu einem nachhaltigen, insbesondere klimaneutralen Betrieb begleiten und fördern
Was wird umgesetzt?
Wir wollen die bestehenden, im Rahmen des Klimaplans unterstützten Beratungsangebote um folgende Aspekte ergänzen:·
- Unterstützung der Einführung neuer Tools in den Betrieben zur Transparenz der Kosten und Verbräuche
- Erweiterung der Beratungsinhalte um Themen der Kreislaufwirtschaft (z.B. bei reparierenden Betrieben) sowie um die Gestaltung nachhaltiger Geschäftsmodelle
- Beratung zur nachhaltigen Beschaffung
- Entwicklung neuer Formen der Aufbereitung von betrieblichen Erfolgsstories (Nachhaltigkeitskommunikation)
- Weiterentwicklung onlinebasierter Instrumente zur betrieblichen Analyse und Verbesserung nachhaltigen Wirtschaftens
Senat und Handwerkskammer stimmen darin überein, dass die HWK mit den Umweltberatungsangeboten ihres Zentrums für Energie-, Wasser- und Umwelttechnik (ZEWU) einen wichtigen Beitrag zur Klimaschutz- und Nachhaltigkeitspolitik der Freien und Hansestadt Hamburg leistet. Deshalb prüfen wir eine erweiterte Neuauflage des Projekts ZEWUmobil ab 2024 unter gezielter Ausweitung der Nachhaltigkeitsthemen für die neue Laufzeit des Arbeitsprogramms der UmweltPartnerschaft. Der Beratungsauftrag im Rahmen der Hamburger Energielotsen soll zunächst bis Ende Mai 2024 verlängert werden.
Nach der Verlängerungsentscheidung der Förderung der Mittelstandsinitiative des BMWK vom Dezember 2022 wurde die Unterstützung bei der Einführung des E-Tools in den Betrieben zur Transparenz der Kosten und Verbräuche deutlich intensiviert. Monatlich finden digitale Einführungen in die Nutzung des Tools sowie Berater- und Nutzersprechstunden statt (siehe www.energie-tool.de). Bundesweit haben sich bereits über 2.200 Betriebe registriert (Stand: September 2023). Auch im Rahmen der UmweltPartnerschaft (UPHH) wird die Nutzung des Tools unterstützt. So wurde das Tool bei einem bundesweiten Austausch der Nachhaltigkeitsallianzen und Umweltpartnerschaften auf Länderebene in Hamburg vorgestellt und bei mehreren Wettbewerben mit nominiert.
Das ZEWU beteiligt sich im Austausch mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks und der Geschäftsstelle der UPHH an der Erweiterung der Beratungsinhalte um Themen der Kreislaufwirtschaft. Nach einer Initiative zur Weiterleitung an eine gezielte Beratung zur Reduzierung von Einwegplastik beteiligen sich auch Handwerksbetriebe an einem von der UPHH mit unterstützten Fachkreis zirkuläre Textilien (https://www.fabcity.hamburg/de/fabcity/news/cddd2/).
Noch sind die EU-Rahmenbedingungen zum „Recht auf Reparatur“ nicht ausreichend, um die Zahl und Palette reparierender Betriebe in Hamburg auszuweiten. Eine verstärkte Zusammenarbeit der Elektroinnung mit Reparaturwerkstätten wurde geprüft und wird weiterverfolgt.
Der Nachhaltigkeitsleitfaden ist die Weiterentwicklung des bisherigen (und noch geltenden) Umweltleitfadens und ersetzt diesen voraussichtlich ab dem 01.01.2025. Innerhalb der Kammerberatung (ZEWUmobil) von Betrieben im Rahmen der UmweltPartnerschaft sollen auch künftig Aspekte des nachhaltigen Einkaufs adressiert werden.
Um Nachhaltigkeitsstrategien im Handwerk bekannter zu machen, wurden 2023 weitere neue Beispiele zu betrieblichen Erfolgstories auf dem Portal www.energieeffizienz-handwerk.de hochgeladen.
Das von der BUKEA geförderte Projekt ZEWUmobil wird in den Jahren 2024 bis 2026 neu aufgelegt und erweitert. Damit ist die Beratung im Rahmen der UmweltPartnerschaft weiter gesichert. Eine Fortsetzung des Beratungsauftrags für alle Zielgruppen im Rahmen der Hamburger Energielotsen bis Ende 2026 ist geplant.
Bezieht sich auf welche(s) Ziel(e)?
1. Handwerk im Rahmen seiner Entwicklung hin zu einem nachhaltigen, insbesondere klimaneutralen Betrieb begleiten und fördern
Was wird umgesetzt?
Die Wirtschaftsbehörde plant in enger Zusammenarbeit mit der UmweltPartnerschaft eine Klimakampagne für Gewerbegebiete u. a. mit dem Ziel, für die bestehenden Förderprogramme eine stärkere Aufmerksamkeit und Nachfrage zu generieren. Davon werden auch Handwerksbetriebe profitieren. Senat und Handwerkskammer prüfen die ergänzende Finanzierung einer vollen Beratendenstelle für ZEWUmobil zur Unterstützung der Umsetzung der Kampagne.
Die Initiative wurde beim Umweltwirtschaftsgipfel am 06.12.2022 in der Handwerkskammer mit Kurzfilm vorgestellt und ist im Januar 2023 mit einer Online-Seminarreihe gestartet. Als Best-Practice-Beispiel aus dem Handwerk konnte die Bäckerei Körner gewonnen werden. Die Zahl der Teilnehmenden unter den Betrieben der Zielgruppe war trotz intensiver Vorfeldkommunikation und Direktmarketing auf verschiedenen Kanälen verhalten und bleibt ausbaufähig.
Die Seminare wurden aufgezeichnet und bleiben über die Website der Initiative (https://www.hamburg.de/gewerbeklima-vorort/) weiter zugänglich. Im Sommer 2023 fand eine Roadshow mit jeweils einem Info-Tour-Termin in einem Gewerbegebiet in jedem Bezirk statt. Die Vernetzung mit den bezirklichen Klimaschutzmanagerinnen und -managern und mit den Wirtschaftsförderern hat sich als sehr wertvoll erwiesen. Die Zahl der teilnehmenden Betriebe blieb trotz intensiver Bewerbung allerdings unter den Erwartungen. Die HWK wird die zuwendungsfinanzierte befristete Stelle für dieses Projekt, die seit 01.12.2023 vakant ist, nicht erneut besetzen. Die HWK wirkt über die Lenkungsgruppe weiter im Projekt mit und wird die Weiterbetreuung der interessierten Betriebe über das Projekt ZEWUmobil im Rahmen der zur Verfügung stehenden Ressourcen sicherstellen.
Bezieht sich auf welche(s) Ziel(e)?
1. Handwerk im Rahmen seiner Entwicklung hin zu einem nachhaltigen, insbesondere klimaneutralen Betrieb begleiten und fördern
Was wird umgesetzt?
Wir wollen gemeinsam in den kommenden Jahren prüfen, wie wir eine Datengrundlage über das Hamburger Handwerk bezogen auf die Themen Ressourceneffizienz, Kreislaufwirtschaft und Emissionen schaffen können, damit wir die Erreichung unserer Ziele besser beobachten können.
Wege zur besseren Messbarkeit der Umweltleistungen und CO2-Reduktionen werden weiter im Koordinierungsausschuss der UmweltPartnerschaft diskutiert. Bisher ist es nur möglich, die CO2-Wirkungen der von der IFB Hamburg geförderten Maßnahmen verlässlich quantitativ zu erfassen. Die Mindestförderhöhe im Förderprogramm Unternehmen für Ressourcenschutz wurde ab 2023 von 2.000 Euro auf 1.000 Euro gesenkt, mit dem Ziel, kleineren Projekten den Zugang zur Förderung zu erleichtern. Die HWK unterstützt gezielt Aktionen wie Förderfrühstücke und gezielte Beratung, um zu sehen, ob die Förderung nun wieder stärker von Handwerksbetrieben in Anspruch genommen wird.
Zurzeit finden zum Thema „Sustainable Finance“ zahlreiche Gespräche mit der BUKEA und Hamburger Banken statt, die auch auf eine Messbarkeit von Nachhaltigkeitsleistungen im Kreditgeschäft zielen. Auch hier könnte mit Blick auf die Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) und indirekte Auswirkungen der Regeln zu umweltbezogenen, sozialen und Unternehmensführungsaspekten (ESG-Regeln) das E-Tool in Reportinglösungen für KMU eingebunden werden. Im Dezember 2023 wurde unter Beteiligung von Handwerkskammer und Handelskammer ein neuer Fachkreis „Sustainable Finance“ der UPHH mit externer Unterstützung gestartet. Weitere Veranstaltungen und Formate dazu sind geplant.
Bezieht sich auf welche(s) Ziel(e)?
1. Handwerk im Rahmen seiner Entwicklung hin zu einem nachhaltigen, insbesondere klimaneutralen Betrieb begleiten und fördern
Was wird umgesetzt?
Die Freie und Hansestadt Hamburg entwickelt zurzeit den Leitfaden umweltfreundliche Beschaffung zu einem „Leitfaden nachhaltige Beschaffung“ weiter. Wir wollen gemeinsam prüfen, ob die Erfahrungen, die mit diesem Leitfaden gemacht werden, perspektivisch genutzt werden können, um einen Orientierungsleitfaden für kleine und mittlere (Handwerks-)Betriebe zu entwickeln. Die nachhaltige Beschaffung soll gemäß Beschluss der Lenkungsgruppe der UmweltPartnerschaft zu einem Schwerpunkt des Arbeitsprogramms 2023-2028 werden.
Bezieht sich auf welche(s) Ziel(e)?
2. Deutliche Erhöhung des Marktangebots im Bereich der für den Klimaschutz erforderlichen, handwerklichen Dienstleistungen
>Die Maßnahme weist darüber hinaus wichtige Bezüge zum Handlungsfeld 1 Talente, Qualifizierung und Fachkräfte und dessen Akteure auf.
Was wird umgesetzt?
Runde Tisch aus Bildungsexpertinnen und -experten von Innungen, Kammer, Fachbehörden sowie Betriebsinhaberinnen, -inhabern und Beschäftigten hat im ersten Quartal 2022 seine Arbeit aufgenommen. Es sind weitere drei Workshops mit jeweils 15-20 Teilnehmenden geplant.
2023 werden wir die Ergebnisse auswerten und anschließend gemeinsam gezielte Maßnahmen aufsetzen. Wir werden insbesondere erkannte Barrieren und Stolpersteine von der Berufsorientierung bis hin zur Bindung der Mitarbeitenden aus dem Weg räumen (unterstützt von themenspezifischen Arbeitsgruppen im Hamburger Fachkräftenetzwerk). Wir werden darüber hinaus abstimmen, ob eine Festlegung auf quantifizierbare Erfolgsindikatoren sinnvoll möglich ist.
Der Runde Tisch wurde auf Bitte der Teilnehmenden 2022 zunächst für ein weiteres Jahr verlängert. Die Zwischenergebnisse wurden einschließlich eines Commitments und einer Aufstellung prioritärer Maßnahmen im November 2022 veröffentlicht: https://www.hamburg.de/klimaberufe/16697098/commitment/. Auch im Jahr 2024 sind zwei Termine geplant.
In 2023 fanden mit unveränderter Besetzung zwei weitere Runde Tische statt (Termine: 20.04.2023 und 09.11.2023). Im September 2023 hat ZEWUmobil die Berufsorientierung für Klimaberufe erneut mit einem Stand und Klimaquiz auf den zweitägigen Handwerkswelten unterstützt (4.500 Teilnehmende). Zurzeit befindet sich die Öffentlichkeitsarbeit für Klimaberufe in Abstimmung. Für 2024 stehen dafür 85.000 Euro zur Verfügung. Angedacht ist die Produktion und kostenpflichtige Schaltung von Online-Kurzvideos mit Auszubildenden sowie Plakatierungen. In der Lehrstellenbörse der HWK wurde ein Logo für Ausbildungsbetriebe, die in klimarelevanten Tätigkeiten ausbilden, eingeführt. So lassen sich auf Knopfdruck gezielt alle ausgeschriebenen Azubistellen mit Klimabezug berufsübergreifend herausfiltern.