Handlungsprogramm 2029 – Handwerk Erfolgreich im WandelEhrenamt und Mitgliederbeteiligung
Die wichtigsten Grundsatzpositionen, Service-Schwerpunkte und Organisationsentwicklungs-Vorhaben:
Engagment der Zukunft
Ehrenamtszufriedenheit in den Blick nehmen, neue Formen des Engagements ermöglichen, bezirkliches Ehrenamt stärken, Vielfalt fördern.
Ausgangslage
Laut dem 5. Deutschen Freiwilligensurvey (Bundesministerium des Inneren) aus dem Jahr 2019 engagieren sich etwa 39,7 % der Bevölkerung ab 14 Jahren ehrenamtlich. Dies entspricht rund 28,8 Millionen Menschen. Diese Quote ist im Vergleich zu den letzten zwei Jahrzehnten stabil geblieben, mit einem leichten Anstieg von etwa 4 Prozentpunkten seit 1999. Grundsätzlich findet sich dieser Trend auch bei Ehrenämtern im beruflichen und wirtschaftlichen Kontext wieder. Der Anteil der Menschen, die sich freiwillig engagieren, hat sich seit 1999 leicht erhöht. Zugleich ist deutlich zu beobachten, dass die Besetzung von Ämtern zumindest in Teilseg-menten des berufsbezogenen Ehrenamts schwieriger geworden ist. Dies ist einerseits auf die Auswirkungen des Fachkräftemangels zurückzuführen: Die Personaltableaus in den Betrieben sind unter Druck, es erfolgt notwendigerweise eine gewisse Konzentration auf das Kerngeschäft – für ehrenamtliche Nebentätigkeiten bleibt weniger Zeit. Auf beiden Bänken gilt: Die Grundgesamtheit der Personen, die fachlich für ein Ehrenamt infrage kommen und dies praktisch in ihren Arbeitsalltag integrieren können, ist geringer als früher.
Doch es wirkt noch ein zweiter Aspekt auf die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement ein: Die Erwartungen an das „Wie“ der ehrenamtlichen Arbeit verändern sich seit geraumer Zeit, und zwar vor allem in dreierlei Hinsicht:
- Die Motivationen für ehrenamtliches Engagement haben sich erweitert. Neben dem Wunsch etwas für die Gemeinschaft zu tun, sind persönliche und berufliche Weiterentwicklung wichtige Faktoren.
- Viele Menschen engagieren sich, weil sie dabei neue Fähigkeiten erlernen und ihre sozialen Kompetenzen erweitern können.
- Viele Menschen wünschen sich heute zudem mehr Flexibilität in ihrem ehrenamtlichen Engagement, um es besser mit ihrem beruflichen und privaten Leben vereinbaren zu können. Dies zeigt sich in der verstärkten Nachfrage nach kurzfristigen und projektbasierten Engagements anstelle von langfristigen Verpflichtungen. Fast die Hälfte der im Rahmen des letzten Freiwilligensurveys Befragten bevorzugen es, sich spontan einzubringen, während nur 11 % bereit waren, sich langfristig in einer Organisation zu engagieren.
- Die Digitalisierung hat neue Möglichkeiten für das ehrenamtliche Engagement eröffnet. Online-Plattformen und digitale Tools erleich-tern die Koordination und Durchführung ehrenamtlicher Tätigkeiten, was besonders während der Corona-Pandemie deutlich wurde. Mehr und mehr wird die Einbindung dieser Möglichkeiten in die ehrenamtliche Arbeit erwartet.
Perspektiven
Handlungsbedarf für die Handwerkskammer
Neue Formen des Engagements ermöglichen: Wir werden in neuen Formaten zur Mitgliederbeteiligung einladen, wie dies testweise bereits bei der Erarbeitung der Wahlprüfsteine zur Bürgerschaftswahl 2025 geschehen ist. Dabei verfolgt die Kammer einen projekt- bzw. themen-bezogenen Ansatz, um auch eine informelle und vorübergehende Beteiligung niedrigschwellig zu ermöglichen. Neue Zugänge dieser Art können auch dazu dienen, Mitglieder an ein späteres verfasstes Ehrenamt heranzuführen. Bei den Formaten ist insbesondere an Befragungen, Workshops, Online-Feedbackrunden und ähnliche Instrumente zu denken. Bei alldem werden auch digitale Kommunikationswege eingesetzt, um den Mitgliederdialog auszuweiten. Zudem wollen wir Lösungen erarbeiten, um die Stellvertreterinnen und Stellvertreter der Vollversammlungsmitglieder stärker in die Kammerarbeit zu integrieren und die Zugänglichkeit der Gremien für Mitglieder zu erhöhen.
Bezirkliches Ehrenamt stärken: Das Kammer-Ehrenamt in den Bezirken ist ein wichtiger Brückenkopf der Organisation in die Mitgliedschaft hinein. Zugleich ist die ehrenamtliche Arbeit vor Ort entscheidend dafür, die für das tägliche Tun von Betrieben und Beschäftigten vielfach prägende Bezirkspolitik und -verwaltung eng begleiten zu können. Wir unterstützen die Arbeit des bezirklichen Ehrenamts und arbeiten daran, dessen Vertreter noch mehr in kammerpolitische Diskussionen auch auf Hamburg-Ebene einzubinden.
Vielfalt fördern: Die Handwerkskammer wird in der laufenden Wahlperiode Möglichkeiten dafür identifizieren, wie Handwerkerinnen, junge Menschen und Personen mit Migrationshintergrund als wichtige Zielgruppen innerhalb der Mitgliedschaft gezielt stärker in die ehrenamtliche Arbeit eingebunden werden können.
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
Arbeitnehmer*inneninteressen mitnehmen, Ausbildungsqualität fördern, passende Weiterbildungsangebote machen, Mitarbeitereinbindung anregen.
Ausgangslage
- die Förderung der Ausbildungsqualität,
- Soziale Sicherung und Altersarmut,
- Nachhaltigkeit,
- die Lage ausländischer Beschäftigter,
- und die Mitarbeiterbeteiligung bei der Umsetzung von Innovation und Digitalisierung
Die Handwerkskammer – so ein Anliegen der Arbeitnehmerbank – möge sich darü-ber hinaus für Flächentarifverträge in allen Gewerken bei den Innungen einsetzen. Die Tarifhoheit auf Arbeitgeberseite liegt im Handwerk gemäß der Handwerksordnung bei den Innungen. Die Handwerkskammer hat insofern (auch im Wege der Rechtsaufsicht) keine Möglichkeiten des Eingriffs. Sie wird sich aber im Rahmen ihrer gesetzlichen Handlungsmöglichkeiten werbend für den Abschluss von Flächentarifverträgen einsetzen. Die vorgenannten Themen betreffen teilweise die Arbeitnehmersicht auf Inhalte, die weiter oben im vorliegenden Handlungsprogramm bereits ausgearbeitet wurden. Teils geht es aber auch um davon unabhängige Themen, die in der Kammerarbeit in den Blick genommen werden müssen.
Perspektive
Handlungsbedarf für die Handwerkskammer
Passende Weiterbildungsangebote machen: Die Handwerkskammer unterstützt durch das Angebot des ELBCAMPUS die zeitgemäße Kompetenzausstattung der Handwerkerinnen und Handwerker und wirbt laufend um eine hohe Weiterbildungsbeteiligung der Betriebe. Diese Arbeit betrifft gerade auch Themen des für Beschäftigte und Arbeitgeber gleichermaßen wichtigen Arbeitsschutzes.
Mitarbeitereinbindung anregen: In der Digitalisierungsberatung sowie in der allgemeinen Beratung zu Personal- und Organisationsthemen (LÜÜD) werben wir für die Vorteile einer frühzeitigen und wertschätzenden Einbindung von Belegschaften in betriebliche Veränderungsprozesse.