28.11.2023Bundespreis in der Denkmalpflege für das Hamburger Handwerk
Heute wurden Hamburger Denkmaleigentümer und Handwerker im Rahmen eines Senatsempfangs im Rathaus mit dem Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege 2023 ausgezeichnet
Hamburg, 28. November 2023 – Mit dem Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege wurden heute fünf Denkmaleigentümer und 30 Handwerker unterschiedlicher Gewerke aus Hamburg ausgezeichnet. Die Festrede bei der Preisverleihung hielt der Erste Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Dr. Peter Tschentscher. Die Preisverleihung erfolgte zusammen mit dem Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Holger Schwannecke, und Dr. Steffen Skudelny, Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.
Der von der Stiftung gemeinsam mit dem Zentralverband gestiftete Preis wird jährlich in zwei Bundesländern an private Eigentümer verliehen, die bei der Bewahrung ihres Denkmals in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Handwerk Herausragendes geleistet haben. Die an den Restaurierungsmaßnahmen beteiligten Handwerksbetriebe werden mit Ehrenurkunden ausgezeichnet, für die privaten Denkmaleigentümer ist der Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege pro Bundesland mit jeweils 15.000 Euro dotiert. Im Jahr 2023 wurde der Preis in den Bundesländern Hamburg und Bayern ausgeschrieben, 2024 stehen Brandenburg und Thüringen an.
Die aus Vertretern des Denkmalschutzamts Hamburg, der Hamburgischen Architektenkammer, der Handwerkskammer Hamburg, des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz bestehende Jury betonte die allgemeine Qualität der eingereichten Projekte sowie der beteiligten Handwerker und Architekten.
Das sind die Preisträgerinnen und Preisträger:
Erster Preis:
Etagenwohnhaus Eppendorf: Was Anfang der 1970er Jahre als Einsatz gegen die Vernichtung von Wohnraum begann, führt noch 50 Jahre später zu einem konsequent bewahrenden Umgang mit der historischen Bausubstanz. Die Wohnungseigentümergemeinschaft Hayn-/Hegestraße praktiziert seit ihrer Entstehung eine Erhaltungs- und Reparaturkultur, die die Jury in ihrer Selbstverständlichkeit überzeugt hat. Das 1910 im aufstrebenden Stadtteil Eppendorf errichtete Etagenwohnhaus hat bei der schrittweisen Gesamtinstandsetzung der Fassaden seine anspruchsvolle historische Gliederung bis in alle Details – etwa den gesamten historischen Fensterbestand – erhalten können. In enger Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt Hamburg und unter Beteiligung qualifizierter und einem nachhaltigen Umgang mit der Substanz verpflichteten Handwerksbetrieben wird hier Denkmalpflege im Wortsinne praktiziert. Dafür wird die WEG Hayn-/Hegestraße mit dem ersten Preis ausgezeichnet.
Eigentümer: WEG Haynstraße/Hegestraße
Architekten: me di um Architekten Roloff. Ruffing + Partner
Handwerker: E.W. Fraatz Bauunternehmen (Maurer und Betonbauerhandwerk), Gerhard Reimers (Metallbauerhandwerk), Zerck Malereibetrieb, Thorsten Otto Dacharbeiten und Sanitärtechnik, Maik Dechow Stuckateur, Schmalstieg Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk
Zweiter Preis:
Dehmelhaus: Mit der Übernahme des Dehmelhauses durch die 2013 gegründete Dehmelhaus Stiftung erhielt das 1911 erbaute Haus des Künstlerpaares Richard und Ida Dehmel eine sichere Zukunft. Insbesondere im museal genutzten Erd- und Souterraingeschoss erfolgte die behutsame Instandsetzung und Restaurierung des überkommenen Originalzustandes in höchster Qualität. Nach jahrelangem unbeheiztem Leerstand, zunehmendem Verfall und Feuchteeintrag wurde das denkmalgeschützte Gebäude, Garten und Möblierung unter Respektierung der Gebrauchsspuren behutsam wiederhergestellt. In enger Abstimmung zwischen Eigentümer, Architekt, Denkmalschutzamt Hamburg und mit herausragenden Handwerksbetrieben wurde hier in Blankenese ein inspirierender historischer Anziehungspunkt für Schriftsteller, Maler und Komponisten wieder erlebbar gemacht, der der Bedeutung des Künstlerpaares gerecht wird. Für die außergewöhnlichen Leistungen wird die Dehmelhaus Stiftung mit einem zweiten Preis ausgezeichnet.
Eigentümer: Dehmelhaus Stiftung
Architekt: Alk Arwed Friedrichsen
Handwerker: Herbst & Henning Holzbau, Chr. Bagge Metall Bedachungen, Keller‘s Kaminhof Havighorst, Carl Schütt + Sohn (Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk), Dargusch Elektroanlagen, Rönnfeld Rollladen und Markisen, Bahrenburg Haustechnik, Tischlerei Bormann + Partner
Zweiter Preis:
Hulbe-Haus: Das 1910/11 im Auftrag des Buchbinders und Leder-Kunsthandwerkers Georg Hulbe als Kontorhaus errichtete Gebäude zeugt vom Selbstverständnis und Traditionsbewusstsein der Hamburger Kaufleute. Die Erhaltung und Pflege der aufwändigen Backstein- und Sandsteinfassade in den Formen der niederländischen Renaissance als traditionsbewusstes Kennzeichen ist bis heute geübtes Selbstverständnis der Eigentümer. Nach einer gründlichen Schadensaufnahme, auf der Grundlage restauratorischer Fachplanung und fundierter statischer Aufnahmen erfolgte in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt Hamburg die qualitätvolle Instandsetzung der eindrucksvollen Fassaden durch erfahrene Handwerksbetriebe. Das hervorragende Ergebnis in der Innenstadt zeichnet die Jury mit einem zweiten Peis aus.
Eigentümer: Otto Gellert + Söhne Grundstücksverwaltung
Architekt: Architekturbüro C.M. Römer
Handwerker: Schmalstieg (Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk), Fritz Schellhorn (Installateur- und Heizungshauerhandwerk), Bau- und Möbeltischlerei Stelter
Dritter Preis:
Jüdisches Bildungszentrum Chabad: Jahrzehntelang wurde die herrschaftliche Villa von 1877 in der Rothenbaumchaussee 19 intensiv von der Universität genutzt, ohne dass größere Eingriffe erfolgten. Es bedurfte des erfahrenen Blicks des Denkmalschutzamtes Hamburg und des neuen Eigentümers seit Übernahme 2012 unter vielen Gebrauchsschichten einen bis dato unbekannten Schatz zu entdecken. Schritt für Schritt setzt der Chabad-Verein Hamburg in enger Abstimmung mit Fachleuten und in der Denkmalpflege erfahrenen Handwerksbetrieben das Denkmal innen und außen wieder instand – bei zeitgleicher neuer Nutzung als Bildungszentrum. Die bisherigen hochkarätigen Ergebnisse lassen die Jury hoffen, dass die Gesamtinstandsetzung weiterhin diesem hohen Qualitätsanspruch gerecht wird. Als Anerkennung des bisher Geleisteten und Ansporn für die weiteren Arbeiten zeichnet die Jury das Bildungszentrum Chabad mit einem dritten Preis aus.
Eigentümer: Jüdisches Bildungszentrum Chabad
Architekt: Charles de Picciotto
Handwerker: Maik Dechow Stuckateur, Swen Steiger Malereibetrieb, Tischlerei Dittmer, Glaserei Breiter
Wolfgang und Ursula Engelbarts-Förderpreis für besonders hervorragende Restaurationsleistungen an denkmalgeschützten Objekten:
Alte Scheune Hof Eggers in der Ohe: Für die unprätentiöse Reparatur der 1631 errichteten Alten Scheune des Hofs Eggers in der Ohe mit dem Objekt angemessenen historischen Techniken und Materialien zeichnet die Jury Georg Eggers mit dem Förderpreis für hervorragende Restaurierungsleistungen der Wolfgang und Ursula Engelbarts-Stiftung aus. Die Instandsetzung der historischen Scheune in Bergedorf ist der bisher letzte Beitrag zur Erhaltung der gesamten Hofanlage. Diese für die Region typische und in der Vollständigkeit und dem guten Erhaltungszustand einzigartige Hofanlage mit landwirtschaftlichem Betrieb zu bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, ist Georg Eggers Lebenswerk.
Eigentümer: Georg Eggers
Handwerker: Zimmerei Thorsten Reimers und Dirk Hansen
Handwerkerpreise:
Hörsaal im Fritz-Schumacher-Haus des UKE
Bauherrenvertreter: Freundes- und Förderkreis des UKE e.V.
Architekt: KFE Klinik Facility-Management Eppendorf
Handwerker: HST Hanse Stone (Fliesen-, Platten- Mosaik-, Betonstein- und Terrazzoherstellerhandwerk), Derix Glasstudios, Schuster Bestuhlungen
Wohn- und Geschäftshaus Lange Reihe 67, Hamburg
Eigentümer: Allgemeine Deutsche Schiffszimmerer-Genossenschaft
Architekt: Henninger Architekt
Handwerker: Tischlerei Popp & Rauchmann, Tischlerei Seitz, Schlosserei Oelkers, Peter Paternoster – Maler und Lackierer
Bornemannsches Haus
Eigentümer: Grundstücksgesellschaft Blohmstr. 16-20, Hamburg
Architekt: BfB Büro für Baukonstruktion
Handwerker: FachWerk Zimmerei in Denkmalpflege und Holzbau Martin-J. Kottmeier, Manufakturtischlerei Ehmke
Büro- und Geschäftsgebäude Klopstockstraße 31, Hamburg
Eigentümer: Meissler & Co.
Architekt: Twesten & Sohn Ingenieur- und Vermessungsbüro
Handwerker: Martens und Hamerich (Stuckateurhandwerk)